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„Alles eine Frage der Umsetzung“ oder „Das ist Schwachsinn“?

04.07.2016 08:00:00 | Jannik Lüdeke

Bericht aus der WN vom 04.07.2016

HSG-Coach Michael van Husen (r.). 

HSG-Coach Michael van Husen (r.).  Foto: Jürgen Peperhowe

 

Münster - 

Neue Auslegung des Zeitspiels und der letzten 30 Sekunden sowie der Torwart als siebter Feldspieler: Seit Monatsbeginn sind gravierende Änderungen im Handball in Kraft getreten. Daher wird die Reform in der münsterischen Szene durchaus kontrovers gesehen und diskutiert.

Von Uwe Niemeyer
 

Wir haben uns umgehört unter den Trainern der höchstklassigen Mannschaften in Münster. Die Änderungen im Regelwerk stoßen auf ein geteiltes Echo.

Jörn Brüggemann (Trainer Frauen-Verbandsligist Westfalia Kinderhaus)

►  Zeitspiel: „Diese Regel war von Anfang an unglücklich in der Auslegung. Jetzt soll die Reform helfen, tut es aber nicht. Sie setzt die Schiedsrichter nur noch mehr unter Druck. Einige haben ja schon Probleme, drei Schritte zu zählen.“

►  Siebter Feldspieler: „Das gibt Klarheit und bleibt ein taktisches Mittel. Jetzt weiß man, wer in den Torraum darf und wer nicht. Denn es bleibt uns ja überlassen, weiterhin einen Feldspieler mit einem Leibchen als Torhüter zu kennzeichnen.“

►  Schlussminute: „Da sind wir Trainer gefragt, müssen unsere Spieler schulen. Disziplin gilt auch für die letzten 30 Sekunden. Ansonsten wird Dummheit bestraft. 30 Sekunden sind gut, eine Minute war zu viel.“

Sebastian Dreiszis (Coach Männer-Landesligist Westfalia Kinderhaus)

►  Zeitspiel: „Das ist eine gute Sache. Sechs Pässe sind nun ein Anhaltspunkt. Man muss allerdings aufpassen, was als Pass gewertet und gezählt wird.“

►  Siebter Feldspieler: „Das hat Vor- und Nachteile. Ein zurücklaufender Spieler hatte bislang wenig Aussichten, den Ball abzuwehren. Dass man jetzt nicht mehr den Spieler mit dem Leibchen, sondern den nächsten an der Bank wechseln kann, macht die Sache sehr interessant. Man sollte sich darauf einstellen, dass es zur Anwendung kommt.“

►  Schlussminute : „Das macht keinen riesigen Unterschied. Ich hoffe nur, dass wir nicht in diese Situation kommen. Letztlich hängt viel von der Auslegung der Schiedsrichter ab.“

Björn Hartwig (Trainer Männer-Landesligist SC Münster 08)

►  Zeitspiel: „Die Regel vorher hat eigentlich schon das Gleiche beinhaltet. Sechs Pässe führen jetzt dazu, dass man sich taktisch, beispielsweise nach einem Freiwurf, etwas einfallen lässt. Es macht auf jeden Fall die Regel deutlicher.“

► Siebter Feldspieler: „Das ist doch eigentlich etwas für den Profibereich, vielleicht hier und da noch in der Oberliga. Für uns ist das jedenfalls keine Umstellung. Man muss allerdings sehen, wie es umgesetzt und genutzt wird.“

►  Schlussminute: „Das ist angebrachter als die 60 Sekunden. In denen kann zu viel passieren. Man kann aber weiter vernünftig verteidigen und zwei Minuten kassieren. Es hängt doch davon ab, was gemacht wird.“

Michael van Husen (Trainer Männer-Landesligist HSG Angelmodde/Gremmendorf)

►  Zeitspiel: „Ich bin gespannt, ob die Schiedsrichter da nachkommen. Vor allen Dingen in den unteren Klasse, in denen es ja manches Mal nur einen Unparteiischen gibt.“

►  Siebter Feldspieler: „Hatten wir doch eh. Da erwarte ich keinen gravierenden Unterschied. Zumal die Spielzüge mit dem Schwerpunkt auf der bankfernen Seite angelegt sind und so Zeit zum Wechsel besteht. Der siebte Mann darf nur eben ohne Leibchen nicht in den Kreis.“

►  Schlussminute: „Wann hatten wir das in der Vergangenheit? Gar nicht! 30 Sekunden passen aber jetzt schon besser. 60 Sekunden waren schon recht lang, die reichten doch unter Umständen noch für zwei Angriffe.“

Uwe Landau (Trainer Frauen-Landesligist BSV Roxel)

►  Zeitspiel: „Das ist in Ordnung so. Damit kann ich leben, auch wenn sechs Pässe eine Ewigkeit sein können. Allerdings können drei Pässe mehr ein Zeitspiel sein als sechs. Es ist und bleibt daher eine Ermessenssache für die Schiedsrichter.“

►  Siebter Feldspieler: „In unseren Ligen kommt das doch gar nicht so häufig zum Einsatz. Die Regel birgt nun aber einen kleinen Vorteil, schneller zu reagieren. Statt den Spieler mit dem Leibchen zu suchen, wechselt man den aus, der gerade in der Nähe der Bank ist. Vielleicht nutzt man die Möglichkeit jetzt öfter.“

►  Schlussminute: „Man verkürzt das, was vorher war, um 30 Sekunden. Das ist günstiger. Das Risiko, dass es jemanden noch erwischt, halbiert sich.“

Angelika Thüner (Trainerin Frauen-Landesligist Sparta Münster)

►  Zeitspiel: „Sechs Pässe? Ganz ehrlich, das ist Schwachsinn. Man kann doch nicht alles von den oberen Ligen, wo taktisch und spielerisch das Niveau gegeben ist, r­unterbrechen. Ich bin doch froh, wenn wir einen vernünftigen Angriff auf die Beine bekommen. Da sollte vielmehr eine Entscheidung gefällt werden, dass alle oder keiner harzt.“

►  Siebter Feldspieler: „Das ist genau so ein Blödsinn. Ich freue mich doch, wenn alle Feldspieler die Marschroute verstehen. Bei uns wird so ein Wechsel nicht passieren.“

►  Schlussminute: „Schade, denn es war gut, dass es eine Minute war. Sie hat gewährleistet, dass bei knappem Spielstand vernünftig zu Ende gespielt wurde."

Quelle: http://www.wn.de/Sport/Lokalsport/Handball/2445752-Handball-Regelreform-Alles-eine-Frage-der-Umsetzung-oder-Das-ist-Schwachsinn QQQ
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